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Auffällig

Wenn Sie versuchen, sich diesen im Vorangegangenen beschriebenen, sanfteren und trotzdem konsequenten Stil im Umgang mit Pferden zu eigen zu machen, dann müssen Sie damit rechnen, dass das hin und wieder auffällt, gerade weil es so leise ist. Das gibt einem selbst aber auch Bestätigung, daß man sich auf dem richtigen Weg befindet. Und vielleicht bringt das ja auch andere dazu, die üblichen Methoden hin und wieder ein wenig zu hinterfragen...

Die erste Episode kennen Sie schon, wenn Sie das Thema "Umgang" bereits fertig gelesen haben:

Eine junge Frau mit noch wenig Erfahrung bittet eine andere Reiterin um Hilfe beim Hufe säubern, da das Pferd absolut nicht stillhält. Aber auch die erfahrenere Reiterin hat kein Glück. Genau wie sie es gelernt hat, wird sie streng und laut, und haut sogar einmal zu. Es hilft alles nichts.
Als ich um Hilfe gebeten werde, gehe ich an das Pferd heran, um es erst einmal zu streicheln und ruhig zu ihm zu sprechen. Für einen Moment stelle ich mir in meinem Kopf noch einmal bildlich vor, wie ich jetzt den Fuß des Pferdes aufnehme und es dabei stillhält. Dann rutsche ich mit meiner Hand "vorschriftsmäßig" am Pferdebein herunter, sage "Fuß!" und nehme den Huf auf und drücke das Pferdebein mit der Fesselbeuge ein wenig gegen mein Bein. So habe ich mehr Halt. Außerdem bemühe ich mich, das Gelenk nicht soweit zu beugen, weil ich nach gelegentlichen Beobachtungen den Eindruck hatte, dass das Pferd damit Schwierigkeiten hat. Ich kann den Huf säubern, genauso, wie die anderen drei. Den letzten Hinterhuf gibt mir das Pferd von sich aus, noch bevor ich überhaupt zugreifen und "Fuß!" sagen konnte. Natürlich lobe ich das Pferd immer wieder, und nach jedem Huf streichle ich es kurz.
Nachher kam die erfahrenere Reiterin zu mir, um mir begeistert zu sagen, daß ihr das sehr gefallen hat, wie ich mit dem Pferd umgegangen bin.


Noch viel niedlicher war dies:

Auf "unserem" tschechischen Reiterhof hatte ich eines Tages mein Reitpferd Nathan nach dem Reiten versorgt. Dann ging ich "meinem" Aramis einen Krankenbesuch abstatten. Danach ging ich zu einem dritten jüngeren Pferd Vlasta, um es zum Longieren vorzubereiten. Ein kleines Mädchen, das dort hilft, hatte mich dabei wohl immer wieder beobachtet, und sagte: "Das gefällt mir aber, wie Sie die Pferde hier alle so lieb haben!"