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Tue 'was für die Weiterbildung!

Monty Roberts

Der mit den Pferden spricht

AutorMonty Roberts
VerlagLübbe
ISBN3404604660
ThemaVerhalten und Umgang

Monty Roberts hat für seine Zeit und seine Region, in der er lebt, sicherlich Großes geleistet. Er hat dazu beigetragen, daß die Ausbildung von Pferden heute mit sehr viel weniger Gewalt möglich ist, als dies früher der Fall war. In seinen Büchern geht es in erster Linie um die Erkenntnis, daß Pferde (wie andere Herdentiere auch) eine eigene Sprache haben, die aus Körperhaltungen, -bewegungen u. ä. Komponenten besteht.
Monty Roberts propagiert eine Arbeit mit Pferden ohne den Einsatz körperlicher Gewalt oder Schmerzen.
Ich halte dieses Buch immerhin für sehr geeignet, ein besseres Verständnis über das Wesen und das Verhalten von Pferden sowie deren Ausbildung und die damit verbundene Problematik zu vermitteln. Dabei geht es mir erst einmal weniger um das Erlernen von Fakten oder Techniken, als um das Erkennen und Verstehen von Prinzipien, gleichwohl in dieser neuen Ausgabe des Buches im hinteren Teil eine Schritt-für-Schritt-Anleitung seiner Methode zu finden ist. Für alle die, die also kein Pferd ihr eigen nennen können, geht es deshalb in erster Linie wieder darum, Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen, die man dann auch beim Schulpferd im Stall wiederverwenden kann...

Worum geht es nun also bei Monty Roberts?

Er hat durch langdauernde Beobachtungen von Pferden im Herdenverband Bestandteile ihrer "Sprache" herausgefunden und wichtige Vorgänge innerhalb der Herde sozusagen entschlüsselt. Diese Erkenntnisse nutzt er bei seiner Arbeit mit Pferden:
Er hat z. B. beobachtet, wie Leittiere andere Herdenmitglieder zeitweise aus der Herde ausschließen, um sie dadurch zu disziplinieren. Nach einer Weile kommen solche "Vertriebenen" freiwillig wieder zurück, wenn das Leittier es gestattet...
In seiner praktischen Arbeit sieht das dann so aus, daß er das Pferd im Round Pen oder Longierzrikel ebenfalls erst einmal wegschickt, damit es sich am Schluß freiwillig ihm anschließt.

Einige Worte zu bestehenden Kritiken:

1. Häufig zu lesen oder hören ist, daß Monty Roberts sich in seinen Büchern v. a. "selbst beweihräuchern" würde.
Es ist natürlich auch mir aufgefallen: An mehreren Stellen des Buches entsteht der Eindruck, daß der Autor wohl befüchtet hat, daß sein persönliches Verdienst ohne diese Hervorhebungen nicht ausreichend zur Geltung kommen könnte. Dem aufmerksamen Leser entgeht aber auch nicht, daß Monty Roberts' Erkenntnisse Jahrzehnte lang nicht ernst genommen wurden, daß seine Methoden mit Pferden zu arbeiten, ihm Schwierigkeiten brachten, und er deshalb zwangsläufig damit im Verborgenen blieb. Erst jetzt im fortgeschritteneren Alter, bekommt er plötzlich die Möglichkeit, von der Öffentlichkeit gehört und ernst genommen zu werden. Daß er da - ob dieses plötzlichen Wandels - hin und wieder über das Ziel hinausschießt, ist fast nachzuvollziehen.

2. "Auch Monty Roberts Methode ist nicht gewaltfrei"
hört man desöfteren von "Kritikern". Monty Roberts erhebt den Anspruch, daß seine Methode ohne körperliche Gewalt auskommt. Außerdem kommt es für ihn nicht in Frage, einem Pferd Schmerzen zuzufügen, um es zu etwas zu zwingen, was es nicht will. Die anderswo allgegenwärtige Peitsche oder Gerte kommen bei seiner Arbeit nicht vor.
Der verbleibende Anteil psychischer Gewalt besteht darin, daß er das Pferd zunächst durch "agressive" Körperhaltung und Blicke wegschickt. Diese Art der Kommunikation ist es aber von seinen Artgenossen durchaus gewöhnt, so daß ich der Meinung bin, daß seine Methode im Umgang mit den Pferden vergleichsweise pferdefreundlich ist. Natürlich kann man denselben Effekt des Sich-Anschließens und Folgens auch ruhiger und weniger spektakulär erreichen.

Anmerkung: Ich habe überdies die Beobachtung gemacht, dass sich immer Menschen finden, die eine Methode kritisieren, unabhängig davon ob sie etwas Besseres entgegenzusetzen haben oder nicht. Meistens nicht.