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Das Pferd gibt mir die Hufe nicht


Da stehe ich nun am Pferd und es will mir einfach den Huf nicht geben. Egal wie ich auch drücke und zerre. Der Huf ist wie im Boden einbetoniert. Was mache ich nun?

1. Möglichkeit: Pferd beruhigen und streicheln

Das trifft vor allem auf ängstliche Pferde zu. Sie haben Angst, durch das Aufnehmen eines Hufes ihrer Fluchtmöglichkeit beraubt zu sein. Vielleicht fehlt ihnen noch das Vertrauen zum Menschen an sich. Je mehr man mit Druck versucht, den Huf dennoch aufzunehmen, desto aufgeregter und ängstlicher wird so ein Pferd. Deshalb halte ich in diesem Falle Beruhigung und einen Neuanfang für erfolgreich.
Ich kann das Pferd auch ein paar einfache Übungen machen lassen und es dafür loben. Dann mache ich einen neuen Versuch, die Hufe aufzunehmen.
Ich möchte das an einem konkreten Beispiel schildern, damit die Situation verständlicher wird:

Eine junge Frau mit noch wenig Erfahrung bittet eine andere Reiterin um Hilfe beim Hufe säubern, da das Pferd absolut nicht stillhält. Aber auch die erfahrenere Reiterin hat kein Glück: Das Pferd schüttelt das aufgenommene Bein solange vor und zurück, bis die Reiterin losläßt. Genau wie sie es gelernt hat, wird sie streng und laut, und haut sogar einmal zu. Es hilft alles nichts. Dieses Pferd hatte auch schon in der Vergangenheit desöfteren Probleme mit dem Hufe säubern.
Als ich dazukomme und um Hilfe gebeten werde, finde ich ein aufgeregtes und ängstliches Pferd vor, dem das alles etwas zuviel ist. Deshalb bitte ich die beiden Reiterinnen freundlich darum, vor der Box zu warten. Von dort aus können sie auch sehr gut sehen, was ich tue. Dann gehe ich (möglichst zielstrebig und sicher) dicht an das Pferd heran, um es erst einmal zu streicheln und ruhig zu ihm zu sprechen (Die 20 Sekunden hat man immer!). Dann stelle ich mir bildlich vor, wie ich den Huf in der Hand habe, rutsche mit der Hand "vorschriftsmäßig" am Pferdebein herunter, sage "Fuß!" und nehme den Huf auf und drücke das Pferdebein mit der Fesselbeuge ein wenig gegen mein Bein. So habe ich mehr Halt. Es geht. Ich kann den Huf säubern, ebenso, wie die anderen. Natürlich lobe ich das Pferd immer wieder, und nach jedem Huf streichle ich es.


Streicheln, Trösten und Lob verbunden mit sicherem Auftreten und innerem Bild sind "Wunderwaffen".

2. Möglichkeit: Reihenfolge, Stimmung und somit Situation verändern

Hier nutze ich die leichte Ablenkbarkeit eines Pferdes aus.
Richtig: Normalerweise beginnt man auf der linken Seite des Pferdes, die Hufe zu säubern. Wenn das Pferd mir den ersten Huf auf dieser Seite aber nicht geben will, hindert mich doch nichts und niemand daran, ausnahmsweise zuerst die rechten Hufe zu säubern, und dann erst die linken. Zwischendurch lobe ich das Pferd, wenn es mich dazu vorbei gelassen und den rechten Huf gegeben hat. Und schon ist die Situation entspannter, und das Pferd vergißt vielleicht, daß es mir eigentlich den linken Vorderhuf gar nicht geben wollte. So habe ich meine ursprüngliche Forderung dann mit Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit durchgesetzt, ohne es zum Konflikt kommen zu lassen.
Nächstes Mal setze ich (mit mehr Sicherheit und Freundlichkeit) wieder meine Reihenfolge durch.

3. Möglichkeit: Gewichtsverlagerung provozieren

Wenn ein Pferd sein Gewicht auf die Seite verlagert hat, auf der ich einen Huf aufnehmen will, wird das scheitern. Deshalb drücke ich mit meiner Schulter das Pferd in die andere Richtung, bis es eine Gewichtsverlagerung auf die andere Seite vornimmt. Dann kann ich den Huf aufnehmen. Reagiert das Pferd nicht auf meinen Druck mit der Schulter, lasse ich es einen Schritt vorwärts oder rückwärts machen. Das Gewicht kommt dann automatisch auf die andere Seite.

4. Möglichkeit: Der Zweite Punkt

Unerfahrenen Pferden ist vielleicht nicht ganz klar, was ich mit meiner Hand an ihrem Fuß bezwecken will. Unsichere Pferde trauen sich nicht, meiner Aufforderung nachzukommen. In beiden Fällen werde ich deutlicher durch Anwendung des Prinzips des Zweiten Punktes. Dazu nehme ich die andere Hand mit zu Hilfe. Mit einer Hand über ich Druck auf der Innenseite des Sprunggelenks aus, mit der anderen Hand auf der Gegenseite kurz über dem Huf. Durch diese Einwirkung an zwei Punkten gleichzeitig zeige ich dem Pferd deutlicher als zuvor, wohin das Bein sich bewegen soll.

Wichtig:
Komme ich mit all diesen Maßnahmen nicht weiter, kann es notwendig sein, mit dem Pferd ein grundlegendes Huftraining durchzuführen.